Indonesien/Jayapura – “Welcome JERMANY!!”

Nachdem wir in Vanimo ausklariert haben, verließen wir PNG und fuhren weiter nach Indonesien, in das nur 20 Meilen entfernte Jayapura. Die Stadt ist riesig und viele kleine Unterschiede machen uns klar: Wir sind in Indonesien angekommen. Bevor wir den Hafen erreichen, tuckern bereits mit laut knatterndem Motor fremdartige Fischerboote an uns vorbei, und bei Einfahrt in Jayapura ist die Bucht bestückt mit einem Dutzend von Squid-Fischern, wohl die ungewöhnlichsten Boote, die wir auf unserer Reise bisher gesehen haben. Sie haben riesige Plattformen mit Hängenetzen und unzähligen Seilen an denen diese befestigt sind. Nachts leuchten hunderte von Lampen ins Wasser um die Squids anzulocken. Hat man diese Fischerboote nicht vorher schon mal am Tage gesehen, glaubt man, ein Ufo wäre gelandet. (Naja, tagsüber könnte man das eigentlich auch glauben, zumindest aus der Ferne).

Fischerboote überholen uns laut tuckernd auf dem Weg nach Jayapura

Easy Rider: In Indonesien fährt man Cabrio und glaubt nicht an einen Schalldämpfer für den V2-Motor

Unzählige Squid-Fischerboote liegen in der Bucht von Jayapura

Squid-Fischer: Auch für eine Hauptrolle in Star Trek geeignet

Wir versuchen in der Nähe der Hafenbehörde zu ankern, nur finden wir in der Bucht keinen für uns geeigneten Ankergrund, überall ist es mindestens 30 m tief. Wir drehen ab und ankern an einem zweiten Ort, der in unserem Cruising-Guide empfohlen wird als ruhiger Ankerplatz ohne Schwell. Vorsichtig navigieren wir um die kleinen Inseln und Riffe in der Bucht bis zu der genauen Position. Schwell kommt auch hier hin, trotz vorgelagertem Riff, egal, wir lassen unseren Anker bei ungefähr 11 m Tiefe fallen. Der Anker hält, wir sind froh, einen Platz gefunden zu haben. Wir sind die einzigen Segler weit und breit.

Um uns herum sind an den Küsten kleine Gemeinden aus Stelzenhäusern. Hier ist es in jedem Fall etwas schöner als bei der Hafenbehörde. Wie wir später erfahren, heißen zwei der Dörfer Vietnam und und Kambodscha, weil die Fischer von dort mit Dynamit fischen.

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Ein Blick auf das Dorf Vietnam. Charly don’t surf.

Dennoch zieht doch so einiges an Müll an uns vorbei. Bereits im Vorfeld haben wir von anderen Seglern von den Unmengen Müll (vor allem Plastik) gelesen und gehört, denen man in Indonesien viel zu häufig im Wasser begegnet. Hier in Jayapura schwimmt so ziemlich alles an uns vorbei: Plastik, riesige schrankähnliche Kästen, BHs, Schuhe, große Holzpflöcke, undundund … . Wir freuen uns dennoch auf Indonesien, das leckere Essen, die netten Menschen und wer weiß, was uns noch so widerfahren wird.

Das Wasser ist voller Müll

Noch gut erhalten, aber leider nicht mein Geschmack

Gleich zu Beginn kommen viele unserer neuen Nachbarn in Booten vorbei und rufen uns zur Begrüßung „JERMANY!“ zu. Sie winken und lachen. Einige Boote sind sogar in Deutschlandfarben dekoriert oder heißen tatsächlich „GERMANY“. Wir sind überrascht und schmunzeln ein wenig in uns hinein. Soviel Deutschlandbegeisterung hier am Ende der Welt zu erleben ist schon schräg, vor allem weil unser persönliches Nationalbewusstsein doch eher der alten Schule angehört und damit sehr zurückhaltet ist. Ein kleines Mädel zückt ihr Handy mit Selfi-Stick im Vorbeifahren heraus und macht einen Shot von sich und unserem Boot. Sie winkt zum Abschied. Trotz der vielen Begrüßungen ist keiner aufdringlich oder kommt zu nahe. Einige tragen sogar deutsche Fußballtrikots.

Deutschlandfands kommen uns besuchen

Chicks on Speed? Nur „JERMANY!“ im Kopf. Danke Jogi!

Fischer mit Boot in Deutschlandfarben

Auch die Fischer haben für die nächste Fußball-WM Stellung bezogen

Eine Gruppe Kinder aus dem nahen Stelzendorf kommt zu Besuch. Für sie sind wir eine faszinierende Abwechslung. Wir versuchen uns mit unseren wenig vorhandenen Indonesisch-Kenntnissen zu unterhalten. Die Jungs lachen und freuen sich. Nachmittags fährt eine ganze Schulklasse auf einem Kanu vorbei.

Schulausflug auf einem Kanu

Alytes ist Zentrum der Aufmerksamkeit; Schulausflug auf einem Kanu

Die Unterschiede zu PNG zeigen sich auch in der Glaubensverteilung. Die christliche Gemeinde positioniert sich mit großen Leuchtkreuzen, daneben gibt es unzählige Moscheen, von denen aus Abends der Gesang die ganze Stadt beschallt. Willkommen in Indonesien!

Als Fritze mit faszinierender Ausdauer die ewige Prozedur der Einklarierung erledigt hat (man glaubt in jedem Land, es könnte nicht schlimmer werden, aber irgendwie schaffen die Behörden es doch immer, ihre Vorgänger zu toppen), können wir endlich alle offiziell von Bord gehen und machen uns umgehend an die Einkäufe. Wir wollen hier nicht lange bleiben, somit teilen wir uns auf. Fritze muss noch mal zum Zoll und Mina und ich erobern den Einkaufs-Mall mit riesigem Supermarkt. Nach zwei Tagen haben wir alles erledigt: Der Kühlschrank ist wieder voll, wir haben getankt, eine Datenkarte für das Handy besorgt und wir sind offiziell im Land.

Nachdem wir Bekanntschaft mit der lauten Stadt und dem auch recht schmutzigem Festland gemacht haben, sind wir froh, wieder in See stechen zu können. Wir machen uns auf den Weg nach Rajat Ampat.

7 Gedanken zu „Indonesien/Jayapura – “Welcome JERMANY!!”

  1. Ingo Kreipl

    Moin Ihr Lieben,
    nach wie vor genieße ich Eure schönen Berichte ( auch die von der HAPA NA SASA), und stell mir dann die Frage, warum ich hier im Trokenen sitze? ;-( ……… ;-)……aber dann reiß ich mich zusammen und träume!
    Meine Segelsaison 2015 ging mit einem Törn Toulon / Malta zu Ende.

    Liebe Mina, vor gut einem Jahr habe ich von der Alytes Abschied genommen, Du hast seit dem soooooviel erlebt. Gibt es in diesem Jahr wieder einen schönen Adventskalender wie im letzten Jahr?
    Bald feierst Du zum zweiten Mal Geburtstag an Bord. Ich wünsche Dir alles Gute und Liebe, mit noch vielen schönen Abenteuern.
    Euch allen weiter eine gute Zeit, schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr,
    Ingo

    1. AlytesSkipper

      Lieber Ingo,
      gerade sind wir nach längerer Hochseefahrt in Kumai, Kalimantan angekommen. Hochsee ist in der Javasee so eine Sache: Selten ist das Wasser tiefer als 50 Meter. Eigentlich wollten wir nach Belitung, aber der WInd hat uns, als er nach 50 Motorstunden endlich kam, einen Strich durch die Rechnung gemacht. So sind wir also nach Borneo gesegelt und sehen uns nun hoffentlich Orang Utans an.

      Dir ganz herzliche Grüße aus dem Südosten,
      Fritze und die Frauen

    1. Heide Beitragsautor

      Schön, von Euch zu hören! Wie geht es Klara, freut sie sich schon auf die 5. Klasse? Wir haben jetzt regelmäßiger Internetzugang und werden damit wieder häufiger etwas schreiben. Und wir freuen uns immer zu sehen, dass noch jemand die Seite besucht, obwohl wir soooo lange nichts geschrieben haben. 🙂 Liebe Grüße, Heide

      1. Klara

        Hallo Ihr Lieben!
        Wir verfolgen ganz fleißig den Blog und schauen dann immer im Atlas nach, wie weit Ihr weg seid! Klara findet, dass Ihr so langsam wieder in die richtige Richtung segelt um in Bochum anzulanden

        1. Heide Beitragsautor

          Das ist ja toll! Wir freuen uns, dass Ihr noch an uns denkt (auch wenn wir so schreibfaul sind). Mina lässt Klara grüßen, sie vemrisst sie und würde im Moment lieber Schneemänner mit all ihren Freundinnen bauen. Naja, nächstes Jahr ist das wieder machbar. 😉 Grüße an alle, Heide, Fritze und Mina

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