Rückkehr: Von Suez über Marmaris und Spanien nach Deutschland

Die Rückkehr über das Mittelmeer lehrt uns Respekt vor den hiesigen Revierseglern und zeigt uns – mal wieder – wie großartig Europas Süden ist. Am Ende dieses wunderbaren Trips ist Alytes in gute Hände gegeben und wir haben uns in der Heimat wieder niedergelassen.

Panorama von der Dachterrasse: Wer sagt den, Düsseldorf könne keine Sonnenaufgänge

Panorama von der Dachterrasse: Wer sagt denn, Düsseldorf könne keine Sonnenaufgänge?

Eigentlich wird ein einziger Beitrag der Strecke vom Sudan bis zurück nach Deutschland nicht gerecht. Aber in der Zwischenzeit gab es sehr viel Arbeit, sehr viel Segeln, einen Bootsverkauf und den „Wiedereintritt“ (mit Schule, Wohnungssuche, Ämtermarathon etc.). Das alles hat uns vom Schreiben abgehalten.

Das Rote Meer meinte es gut mit uns, wir haben segelbaren Wind bis hinter Port Sudan, darüber hinaus können wir Alytes mit etwas Unterstützung des Leemotors auch ein ganzes Stück den Golf von Suez hinaufsegeln. Wir übernachten auf dem Weg nur ein einziges Mal am Dolphin Reef, um uns die Unterseeforschungsstation von Jaques Custeau anzusehen und mit den Delfinen zu Schwimmen. Es ist ein Riesenspaß.

Ägypten und der Kanal sind schnell erzählt. Wir sind am Ende froh, dass wir das wahrscheinlich korrupteste Land unserer Reise hinter uns lassen. Diese uralte Gesellschaft finden wir zerrissen zwischen regierendem Militarismus und religiösem Fanatismus. Leider ist entlang unserer kurzen Route kaum ein Mensch zu normalem Diskurs fähig. Es geht um Geld und Religion und die schlimmen Israelis. Noch nie waren wir so erleichtert, gegen in einen fünfundzwanzig-Knoten-Wind kreuzen zu dürfen, um von der Küste wegzukommen.

Neben der Militärhilfe die größte Einnahmequelle Ägyptens: Öl- und Gasquellen. Der Tourismus ist tot.

Neben der Militärhilfe die größte Einnahmequelle Ägyptens: Öl- und Gasquellen. Der Tourismus ist tot.

Der Yacht-Club von Port Said. Mittendrin statt nur dabei.

Der Yacht-Club von Port Said. Mittendrin statt nur dabei.

Unser erster Pilot. Nett, aber leider gierig. Zum Glück finde ich jemanden, der die ollen Chavin Zigarren mag.

Unser erster Suez-Lotse. Cool, aber gierig. Einmal den Maximo-Leader zu machen, fand er zum Glück besser als Dollars kassieren.

Unser Kielwasser im Suez-Kanal. Hinter uns Bayou und Tinkerbel.

Unser Kielwasser im Suez-Kanal. Hinter uns Bayou und Tinkerbel.

Man merkt schon, dass der Kanal ein wichtiges Asset der Ägypter ist. Man hat aufgerüstet.

Man merkt schon, dass der Kanal ein wichtiges Asset der Ägypter ist. Die Stellungen weisen in beide Richtungen.

Von Nord nach Süd wird im Kanal auch gesegelt. Mit Muddis Bettzeug. Eine sehr coole Konstruktion.

Von Nord nach Süd wird im Kanal auch gesegelt. Mit Muddis Bettzeug. Einer der schönsten Spis auf der Reise.

Mit Lateiner-Segel geht es auch ein wenig gegenan. Das Bettzeug bleibt ein Player in Ismaeliya.

Mit Lateiner-Segel geht es auch ein wenig gegenan.

Im Gegensatz zu Indonesien wird hier nichts weggeworfen. Eine weitere schöne Konstruktion.

Im Gegensatz zu Indonesien wird hier nichts weggeworfen. Eine weitere schöne Konstruktion.

Alytes am Dock des Ismaeliya Yacht-Clubs. Der erste Tag ist geschafft.

Alytes am Dock des Ismaeliya Yacht-Clubs. Der erste Tag ist geschafft.

Überraschende Architektur am Club. Schade das drinnen nur die Männer essen dürfen. Die begleitenden Mädels durfen zum Abbeißen den Niqab nicht lüften.

Überraschende Architektur am Club.

Wir erreichen nach etwa drei Tagen die Türkei. Das Mittelmeer hat in dieser kurzen Zeit alles auf uns geworfen, jede Windrichtung, jede Stärke von der Flaute bis fünfunddreißig Knoten. In dieser Zeit nehmen wir Abschied von unseren Freunden auf der Tinkerbel und der Bayou. Die Crew der Tinkerbel wird Griechenland anlaufen und dann heimkehren. Die Bayou steht dagegen im ersten Drittel Ihrer Umsegelung und nimmt Kurs auf Frankreich.

Wir genießen einen längeren Aufenthalt im wunderschönen Marmaris. Es sind keine Touristen da: Die sonst allgegenwärtigen russischen Besucher wurden in dieser Zeit wegen eines Charterflugverbots ferngehalten, die Europäer waren durch einem Bombenanschlag in Istanbul verschreckt. So hatten wir das Städtchen für uns allein. Da wir einen komplexeren Schaden an Alytes vorderem Schott reparieren lassen mussten, blieben wir deutlich länger als geplant. Die außerordentlich freundlichen Menschen hier machten es uns leicht, uns zwischen einem Appartement in der Stadt, einem Reiterhof auf dem Land und der Werft einzurichten. Die Reparaturen waren professionell gemacht und trotz des Chaos konnten wir unser Schiff schon hier in Marmaris verkaufen. Ich denke, man kann die Zeit ohne Übertreibung mit dem Dickens Zitat „It was the best of times, it was the worst of times“ beschreiben.

Mina mit best friend "Flohmagnet" vor unserem Häuschen in Marmaris

Mina mit best friend „Flohmagnet“ vor unserem Häuschen in Marmaris

Petra in klein, trotzdem wunderschön. Wir nutzen die Zeit für ein paar Exkursionen...

Petra in klein, trotzdem wunderschön. Wir nutzen die Zeit für ein paar Exkursionen…

 

Christliche...

Christliche…

... und griechische Hinterlassenschaften an der türkischen Küste

… und griechische Hinterlassenschaften an der türkischen Küste

Wer denkt er sein zu jung um sich alt zu fühlen sollte mal mit diesem Eulen-Baby sprechen.

Wer denkt er sein zu jung, um sich alt zu fühlen sollte mal mit diesem Eulen-Baby sprechen.

Alytes nach drei Wochen voller Reparaturen und Putzorgien. Die zwei Jahre hat sie glänzend überstanden.

Alytes nach drei Wochen voller Reparaturen und Putzorgien. Die zwei Jahre hat sie glänzend überstanden.

 

Zurück ins kühle Nass. So sieht ein verkauftes Boot aus. Sie wird unter gleichem Namen die Tour nochmal machen. Mast- und Schotbruch!

Zurück ins kühle Nass. So sieht ein verkauftes Boot aus. Sie wird unter gleichem Namen die Tour nochmal machen. Mast- und Schotbruch!

Nach drei Wochen setzten wir Segel in die Europäische Union. Es war schon ein spezielles Gefühl. Waren (abgesehen von den Abstechern in französisches Überseegebiet) wir doch fast zwei Jahre fort. Wir segeln non-stop bis Thira (Santorini) in Griechenland. Ein wenig symbolträchtig, diese Insel auf den Resten eines explodierten Vulkans.

Die Passage ist windreich und zügig, aber wieder anspruchsvoller als das meiste, was wir in zwei Jahren entlang des Äquators erlebt haben. Shit happens? You bet! Etwa auf der Hälfte verlieren wir unfreiwillig unsere Rettungsinsel.

Zum Glück haben wir sie retten können. Genützt hat es nichts, bis zur Übergabe wollte sie niemand überholen.

Zum Glück haben wir sie retten können. Genützt hat es nichts, bis zur Übergabe wollte sie niemand überholen. Eine neue musste her.

Nach 150 Meilen fällt der Anker vor Akrotiri im Süden der Insel. Ein kleiner Strand mit einigen Höhlenrestaurants. Die Höhlen wurden ursprünglich als Bootsunterkünfte in den weichen, vulkanischen Boden geschabt. Als in den späten 60ern ein Archäologen-Team vor Ort Ausgrabungen vornimmt, kochen der Fischer und seine Frau für die Wissenschaftler. Essen und Stimmung sind so gut, dass der Bootsunterstand vergrößert wird und Schritt für Schritt ein Restaurant unter dem Berg entsteht. Es ist (neben einigen Nachahmern) noch heute dort. Wir genießen großartiges Essen, Gastfreundschaft und seemännische Hilfe: Als wir unser Beiboot einfach ein Stück auf den sehr steilen Strand ziehen wollen, warnen uns die Jungs vom Restaurant und helfen uns, Fawkes bis deutlich über die Flutlinie zu ziehen. Beim Essen etwas später wird uns klar, was passiert: Zweimal am Tag fährt auf der anderen Seite der Insel die Schnellfähre von Kreta ein. Die Wellen des mit über dreißig Knoten fahrenden Großschiffes schlagen überraschend und zunächst unsichtbar um die Insel. An Strand und Steg von Akrotiri baut sich eine so hohe Welle auf, dass die Badenden von den Füßen geholt und die Boote mit Wucht gegen das Dock geprügelt werden. Die Anwohner kennen den Fahrplan und verholen ihre Fahrzeuge jeweils zehn Minuten vor dem Ereignis: Weg vom Strand, weg vom Steg. Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei. Die Kinder gehen wieder ins Wasser, die Boote werden wieder festgemacht.

Ein Blick in die Caldera von Santorini. Tausendmal geknipst, trotzdem wunderbar.

Ein Blick in die Caldera von Santorini. Tausendmal geknipst, trotzdem wunderbar.

Wir segeln mit Stopps in Taormina / Sizilien und Mallorca weiter nach Cartagena. Auf Sizilien verbringen wir ein paar wunderbare Tage und warten auch einen starken Schirokko im sicheren Hafen ab. Die Insel zeigt uns, wie wunderschön das Licht des Mittelmeers ist und wie sehr wir die italienische Küche vermisst haben.

Ein Blick von unserem Ankerplatz auf die Unterstadt von Taormina.

Ein Blick von unserem Ankerplatz auf die Unterstadt von Taormina.

Und der gleiche Blick in die andere Richtung. Sizilien ist einfach wunderbar.

Und der gleiche Blick in die andere Richtung. Sizilien ist einfach schön.

Taorminas gut erhaltenes Amphi-Theater.

Taorminas gut erhaltenes Amphi-Theater.

Abschied von Sizilien. Die letzten Ausläufer des Scirocco hinterlassen eine Lightshow.

Abschied von Sizilien. Die letzten Ausläufer des Scirocco hinterlassen eine Lightshow.

Begrüßung auf Mallorca: Die Bucht von Palma ist voller klassischer und moderner Superyachten.

Begrüßung auf Mallorca: Die Bucht von Palma ist voller klassischer und moderner Superyachten.

Von Mallorca geht es nach weiter in Richtung Cartagena. Wir stoppen in Torrevieja. Auf dem Weg übersegeln wir den ersten östlichen Längengrad und machen die „Runde voll“. Torrevieja macht das Ereignis spürbar. Wir ankern hinter der Hafenmole, gegenüber der Salzverladestation. Besuchen die Wakeborderbar auf der Hafenmauer und freuen uns, dass die Pizza noch so gut ist wie vor zwei Jahren. Wir bleiben eine Nacht und segeln in einem Rutsch nach Cartagena. Ein weiteres Wiedersehen. Diesmal freuen wir uns umso mehr, da die Stadt (im Gegensatz zu Torrevieja) ein Traum ist.

Cartagena ist für uns auch die letzte Station unserer Reise. Eine letzte Putz-Orgie, ein letztes Klarmachen. Einige Tage später übergeben wir Alytes auf hoher See an die neuen Eigner. Wir feiern mit den frischgebackenen Skippern und erleben einen der schönsten „Day-Trips“ der ganzen Reise: Perfekter Wind um alle Segel auszuprobieren, eine Schildkröte, Delfine und sogar eine Gruppe Pilotwale. Sonnenverbrannt und geschafft segeln wir in den Hafen, am nächsten Tag geht unser Flug zurück nach Deutschland.

Mit einem großartigen Abenteuer im Rücken sind wir voller Neugier und auch Freude auf die neue, alte Heimat.

Die nächsten Wochen vergehen mit der Standortwahl und Suche einer Bleibe (es ist Düsseldorf-Wittlaer geworden), der Einschulung für Mina und dem Neustart des „Erwerbslebens“. Nach gelungener Weltumsegelung, sind wir zuversichtlich, dass wir gut ankommen werden.

Nicht die Südsee, aber immerhin Wasser.

Nicht die Südsee, aber immerhin Wasser. Das Glas ist halb-voll 😉

2 Gedanken zu „Rückkehr: Von Suez über Marmaris und Spanien nach Deutschland

  1. Manfred Kröger

    Ich kann nur sagen , herzlichen Glückwünsch zu Eurer gelungenen Weltumrundung unter “ Segel “ .
    Toll , noch einen ausgiebigen Abschlußbericht lesen zu können .
    Weitere bebilderte Berichte werde ich vermissen .
    Gestern bin ich nochmals tief in eure “ Berichte über die Südsee “ eingetaucht und habe mir dabei die von mir aufgezeichnete ZDF – TV Doku über die > Marquesasinseln < angesehen .
    Liebe Grüße , Manfred

    1. AlytesSkipper Beitragsautor

      Hallo lieber Manfred,
      herzlichen Dank für die lieben Worte. Hmm, vielleicht sollten wir nochmals los, um Euch mit diesen Berichten zu versorgen. Aber das muss wohl einige Jahre warten ;-).

      Bis bald und alles Gute,
      Fritze, Heide und Mina

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